Leszek Skurski - Verschwindend
Crailsheimer Kunstfreunde e.V.
4. November - 3. Dezember 2017
Wie kann man die galoppierenden Veränderungen, die unsere Gesellschaften heute erfahren, greifbar machen? Welchen Stellenwert hat der Mensch in der heutigen Welt?
Diese Fragen wirft Skurskis figurative Malerei auf, indem er beinahe nebensächliche Szenen aus dem Alltagsleben wiedergibt. Obwohl seine Arbeiten der gegenständlichen Malerei angehören, nähern sich die von ihm skizzierten Personen dem abstrakten Feld an. Sparsam werden isolierte Figuren oder Personengruppen auf große Bildräume projiziert. Die Darstellung konzentriert sich dabei auf banale Ereignisse, die scheinbar zufällig registriert werden: Sie zeigen Menschen bei Ihrer Berufsausführung, einen sportlichen Wettkampf oder Strandszenen; festgehaltene Zeitpunkte, die jedem aus dem eigenen Leben vertraut sind. Das Momentane der Situation ist gekonnt erfasst, der monochrome Hintergrund bleibt jedoch diffus, so als würde er auf eine Neudefinition warten. Die Figuren erwecken durch das nahezu gänzliche Fehlen vertikaler und horizontaler Strukturen den Anschein, in einer immensen Leere verlassen zu sein. Dabei kontrastieren die präzisen Züge der Sujets nachhaltig mit der sie umgebenden Unschärfe. Sie stehen außerhalb jeglichen chronologischen Rahmens und nichts scheint ihnen einen Halt oder eine Richtung zu geben. Und genau diese Leere hebt die Gegenwärtigkeit der Akteure auf den Bildern stark hervor.
Sie sind durch ein Band oder einen sie verkettenden Pakt verwoben, was auf den Bildern durch Flucht, Kampf, Rivalität oder auch Vertrauen dargestellt wird.
Ist die fehlende Klarheit des Umfeldes ein Zeichen dafür, dass es Grenzen und Begrenzungen nicht mehr gibt, und an dessen Platz eine vermeintliche schrankenlose Freiheit getreten ist?
Oder ist es nicht vielmehr die Zuflucht in ein wechselseitiges Engagement, in eine dialektische Verbindung, die den Personen einen gewissen Zusammenhalt gewährt, während der ungenaue, schemenhafte Hintergrund unsere ständig im Wandel befindliche Welt symbolisiert, in welcher der metaphorische Kontext ausgehöhlt ist.
Alexandra Chiari